Paul Rabsahl, Teiplbergstraße 3, A-8502 Lannach, Tel: +43 (0)664 2556171, Mail: office@paul-rabsahl.at


... der nächste Jakobsweg führt Paul nach
      

 

... nach Santiago de Compostela (Juni/ Juli 2015)

 

Zurück vom Pilgerweg aus Spanien, dem allseits bekannten Jakobsweg, unter Schamanen  auch bekannt als der Sternenweg, bin ich inzwischen wieder in meinem Alltag angekommen. Alle Fotos sind von mir, ausgenommen Die Spanien- Karte, sie ist aus dem Buch :Himmel, Herrgott, Meer, Musik von Herbert Hirschler einem bekannten Texter vieler bekannter Schlager- und Volksmusiklieder. Leykam Verlag

 

Der Weg, die Küste entlang, von Frankreich (Hendaye - Irun)  Camino de la Costa oder  Küstenweg benannt, ging bis zum " Ende der Welt"  nach Kap Finistere, Km 0,0 .

 

Der Weg die Küste entlang, von Frankreich bis zum westlichen Zipfel von Spanien, war nicht immer leicht. Starke Regenfälle waren zu Beginn harte Lehrmeister. Während in Österreich die Sonne brannte, wurde mir nur unter dem Regenschutz warm. Auch dadurch, dass die Wege von Schlamm und Geröll ein Erklimmen recht schwierig gestalteten und mancher Weg gesperrt wurde, da die Gerölllawinen diesen unpassierbar gemacht hatten, konnte ich viele Gleichnisse in meinem Leben erkennen.

 

Da ich den Jakobsweg in diesem Jahr 2015 zum vierten Mal gegangen bin, konnte ich als Pilger schon auf einige Erfahrungen zurückgreifen. So war dieser Küstenweg, den ich zum ersten Mal gegangen bin, der schönste Weg, den ich erleben durfte. Obwohl er mich bis an die Grenze gebracht hat, würde ich ihn in 5 Jahren doch wieder gehen wollen. In meinem 5-Jahre Rhythmus versuche ich so lange wie es mir möglich ist, diesen  Jakobsweg zu gehen. Hierbei geht es mir nicht mehr um die Urkunde In Santiago de Compostela, sondern um die inneren Erfahrungen, die mir dort geschenkt werden - stundenlanges Gehen, die Gedanken haben dort ihren freien Lauf. Es kamen in diesen Pilgerjahren recht viele Ergebnisse zusammen. Auch diese Treffen mit den vielfältigsten Menschen der Welt, konnte ich nur als Bereicherung erkennen. Monate und Jahre nach den Wegen, tauchten diese Menschen in meinem Bewusstsein wieder auf. Da war z.B. der Priester aus Brasilien mit dem ich mehrere Tage unterwegs war, der mit 85 Jahren diesen Weg ging und in den Kathedralen unterwegs seine Messen hielt. Andere Pilger übersetzten in alle Sprachen seine Worte, so dass wir alle sie hören und verstehen konnten. Er wurde im Stillen ein Vorbild, wo ich mir wünsche, ebenso wie er noch mit 85 Jahren diesen Weg gehen zu können. 

 

Manchmal konnte ich Stunden an den weißen Sandstränden der Großstädte entlanggehen und wenn das Wetter es zu ließ, waren diese Strände in dieser Juni Zeit bevölkert. Manches Mal ging es Kilometer für Kilometer direkt am Meer entlang, wo sich die Menschen erholten. Das Gehen am Strand war weniger schwierig, da der Sand bei Ebbe gut begehbar ist. Wenn die Flut kam, bedeutete es meistens einen Umweg.

 

Der "Camino de la Costa" war von weniger Pilgern begangen als der sogenannte und bekannte Hauptweg " Camino Frances" . Die gesamte Infrastruktur war etwas schlechter, die wenigen Herbergen waren oft überlaufen, so dass ich in Privatquartiere, Pensionen oder Hotels ausweichen musste. In diesen " Einzelzimmern" hatte ich natürlich viele Vorteile, so wie eine eigene Dusche/ Klo usw. Ich konnte mich weit ausbreiten, was ja in den Herbergen eher auf das Etagenbett beschränkt bleibt. Es waren auch kaum Schnarchgeräusche zu hören, es sei denn, ich erwachte von meinem eigenen Schnarchton. Trotzdem fehlten mir die Menschen, auch wenn ich ihre Sprache kaum verstand. Als Pilger unter Pilgern besteht meistens eine Verbindung, alle haben das gleiche Ziel. Wo wir uns unterwegs auch trafen, es kamen schnell Verbindungen auf und wir verstanden uns auch ohne Worte . In den Herbergen traf ich öfter die selben Pilger. Da die Herbergen auch mit einer Küche ausgestattet sind, fanden sich auch öfter Kochgemeinschaften zusammen. Es sind Waschmaschinen, Trockner und Leinen bereit. Ab 22 Uhr war dann Licht aus und die ersten Pilger gingen zum Teil um 6 Uhr los. Die sanitären Einrichtungen waren in Ordnung und ich bekam meistens eine warme Dusche.  Die Spanier mit denen ich zu tun hatte, waren in der Regel liebevolle Pilger. So wurde ich oft eingeladen, Frühstück oder Mittagessen, sie buchten die Herbergen und achteten darauf, dass ich meinen Weg fand. Ab Bilbao war das Wetter dann recht beständig und so hatte ich eher mit den Bergen, sowie den Blasen an meinen Füßen zu tun. Das Wetter war zwar schön aber eher noch kühl, so konnte ich erst am Vormittag meine kurze Hose anziehen.

 

Die größeren Städte auf meinem Weg waren Irun, San Sebastian, Bilbao, Santander, Gijon, Ribadeo von wo es dann zum Camino del Norte ging und  mich der Weg von der Küste, in das Landesinnere führte  nach Santiago de Compostela. Der Weg bis zum Ende der Welt, dem Km 0,0 - Kap Finisterre,  war dann nur noch  ca. 100 km. Diesen wollte ich mit Doris gemeinsam gehen.

 

Dazwischen erreichte mich die Nachricht, dass meine jüngere Schwester nach kurzer schwerer Krankheit gestorben war und ich auch keine Möglichkeit hatte, sie auf ihrem letzten Weg zu begleiten. In dieser Zeit führte ich viele Gespräche. Es gibt fast überall Internet in den Herbergen, die Telefonverbindungen sind sehr gut. Auch in Cafes, Bars und Hotels waren gute Verbindungsmöglichkeiten. Einige Pilger traf ich mit GPS oder sie hatten sich die Karten von unterwegs schon heruntergeladen. Der Küstenweg verlangt mehr Achtsamkeit in der Wegführung, es sind Varianten möglich. Sie entscheiden dann aber, ob der Weg 10 km länger wird.

 

Es gab trotzdem viele Erlebnisse freudiger Art. So bin ich an einem Freitag in einer jüdischen Herberge angekommen. Diese Herberge nahm nur Spenden für die Unterkunft und da für diese Gemeinden der Freitag ein Feiertag ist, wurden alle Pilger gleich zum Essen, Trinken und Tanz eingeladen. Trotz meiner Blasen konnte ich noch einige Tänze erlernen. Beim Essen hatte ich leider als Veganer das Problem mit der Ernährung. Ich bin dann auf Milchprodukte, Eier und Käse umgestiegen. Als ich von Spaniern zum Essen eingeladen wurde, haben sie alle gemeinsam meinen Essensplan aufgebaut. Es war ein lustiger Nachmittag, da sich all bemühten, mich vor dem Hungertod zu retten. Als sie dann noch mitbekamen, dass ich nach 16 Uhr bis zum nächsten Morgen nichts mehr essen wollte, sahen sie mich schon als Herausforderung an. Teilweise habe ich einige Mitpilger dann noch in Santiago de Compostela  getroffen. Einen jungen Italiener, den ich in der jüdischen Herberge kennenlernte, traf ich noch kurz vor dem Kap Finisterre.

 

Deutschsprachige Pilger waren eher selten. So hatte ich mit allen Nationen zu tun .Ich lernte Menschen aus Norwegen, Holland, Spanien, Australien und Korea kennen. Der Weg an der Küste ähnelt der Steiermark mit den vielen Wäldern. Auch viele Bachläufe waren in diesen Abschnitten. Es fing mit dem Baskenland an, dann kam Kantabrien, Asturien, Galicien. Es gab unterwegs viele Quellen, die aus dem Berg kamen und so konnte ich öfter meine Wasserflasche füllen. Die Quellen werden sorgsam überprüft und Quellen die nicht trinkbar sind, werden gekennzeichnet. Einige Dorfbewohner hatten Stände vor ihrer Haustüre aufgebaut und man konnte sich dort die Wasserflasche auffüllen oder Äpfel  mitnehmen.  Es gab auch Leute, die an ihren Ständen Bananen, Kirschen usw. an die Pilger verkauften. Die Preise waren in Ordnung. Ansonsten fand ich in den Städten und Dörfern überall Supermärkte. Der einzige Nachteil war, dass diese erst gegen 9 Uhr öffnen. Morgens konnte ich nur in einer Bar etwas Tee oder Kaffee bekommen. Auch kleine Eierspeisen oder Kartoffel Omelette gab es zur Stärkung.

 

Je weiter ich nach Westen kam wurde der Weg auch etwas leichter. Mein Tagesschnitt betrug in den ersten 200 km eher 20 km, danach kam ich auf 30 km am Tag. Vom Sandstrand, also vom Meeresspiegel an, ging es bis 500 m Seehöhe hinauf und der Atlantik verschwand hinter den Bergen. Es waren auch einige Bootsfahrten dabei, mit denen ich einige Meereseinschnitte zwischen 2 Orten abkürzen konnte. Danach ging es aber gleich hinauf in die Berge. Teilweise mit Treppen aus alten Zeiten. Es sind auch einige Klöster zum Empfang der Pilger offen. Auch sie haben ein kleines Geschäft entdeckt und so konnte ich meinen Schokoladen- Notstand mit selbstgemachten Spezialitäten der Mönche auffüllen. Viele Geschichten, Erlebnisse und Erkenntnisse konnte ich  als eine Bereicherung  in meinem Rucksack ablegen. Als ich dann Santiago de Compostela rechtzeitig erreichte, war ich trotz der Strapazen froh, dass ich mir dieses Mal Zeit genommen hatte mit Doris bis zum Ende der Welt zu gehen.

 

Ich  konnte  Doris am Flughafen in Santiago abholen. Nach 2 Erholungstagen ging es in der Früh auf zu den letzten 100 Kilometern. Es war für mich eine schöne Zeit und ich konnte die Zweisamkeit genießen. Auch dieser letzte Teil des Weges führte uns bergauf und bergab durch vielfältige Landschaften. Es sind noch uralte Abschnitte, die auch die Pilger vor hunderten Jahren gegangen sind. Sie hatten sicher auch mit Blasen und ihrem Schuhwerk zu tun. Am ersten Tag wollten wir eigentlich nur 10 km gehen, es wurden aber 23 km und dann waren wir sehr froh, ein Hotel zu finden. Für Doris war es eine großartige Leistung, gleich am ersten Tag, trotz starker Achillessehnenschmerzen soweit zu gehen. Wir hätten auch die Möglichkeit gehabt, mit einem Taxi bis zur nächsten Herberge zu fahren, aber wir wir blieben unserem Wunsch zu gehen treu. Auch hier trafen wir in den Herbergen immer wieder bekannte Gesichter. Mal waren sie vor uns, mal hinter uns. Nach 3 Tagen rückte der Atlantik näher und wir warteten gespannt auf den ersten Blick von den Bergen zum Meer. Die letzte Herberge war dann auch direkt am Meer und am nächsten Tag erreichten wir dann Fisterra, unser Ziel. Wir hatten schon ein Appartement von zu Hause gebucht und brauchten uns nicht um ein Quartier bemühen. Wir wurden schon am Ortseingang abgeholt und mit einem Auto zum Quartier gebracht. Die Wohnung entpuppte sich als Überraschung, riesig. Wir waren erstaunt, dort ganz alleine zu wohnen. Das Wetter war eher gemischt in dieser Juli - Zeit und für Spanien eher kühl. Wir freuten uns über jeden Sonnentag. Der Weg zum Kap war mit 7 km auf den Berg hinauf, ohne Gepäck recht angenehm und wir sind in den Tagen öfter hinauf gegangen. So erlebten wir beim zweiten Versuch um 22 Uhr den Sonnenuntergang am Kap, gemeinsam mit ca.100 Menschen. Bevor die Sonne im Meer versank, wurde es ganz still und dann kam ein Jubel an diesem Ort auf, der eine eigene Magie hatte. Die Pilger können und konnten dort am Leuchtturm ihre alte Wanderbekleidung verbrennen. Es ist immer noch eine Feuerstelle da.

 

Es war gut noch ein paar Tage Erholung zu haben und so konnten wir  einige heilige Orte besuchen. Wir hatten die Wahl mit dem Bus oder zu Fuß und haben uns diesmal für den Bus entschieden. Ansonsten wären es noch 2 bis 3 Tagestouren geworden. Das Heiligtum in Muxia wurde ein schöner Ausflug. So kam kurz danach der Abschied. Wir hatten geplant noch 2 Tage in Santiago de Compostela zu verbringen. Wir hatten dort in einer sehr großen Herberge, die früher ein Kloster war, ein Doppelzimmer. Diese Herberge liegt auf einem Hügel gegenüber der Kathedrale mit hunderten von Zimmern. Pilger aus allen Nationen hatten dort ihr Quartier bezogen. Es kamen Jugendgruppen, Radfahrer und einzelne Pilger. Für jeden wurde gesorgt.

 

Santiago de Compostela, erst einmal das Ziel aller Pilger, hat mir verschiedene Seiten gezeigt. Die Kathedrale mit ihren uralten Geschichten, wo auch die sogenannten alten Sünden nach dem Pilgern vergeben wurden und die andere Seite, wo tausende Besucher täglich in die Stadt strömen. Die ersten Male war ich noch sehr angetan von dem Rummel, danach war ich froh, aus dem Trubel heraus zu kommen . Für 300 Euro wird der Weihrauchkessel in der Kuppel der Kathedrale geschwenkt, was natürlich öfter vorkommen kann, wenn ein Kreuzfahrtschiff angelegt hat. Wer mag kann sich eine Urkunde ausstellen lassen. Die spanischen Mitpilger hinterlegen diese dann in der Personalakte. Um diese Urkunde zu bekommen, muss man nur die letzten 100 km nachweisen ( Stempel im Pilgerpass) und kann sich dann als sündenfrei einstufen  lassen.

 

Die Pilger früher hatten danach noch den Rückweg vor sich, ob zu Fuß oder mit dem Schiff. Wir hatten natürlich einen Rückflug gebucht. Morgens von der Herberge mit dem Taxi zum Flughafen und schon mittags Ankunft in Wien, wo wir von Mirjam abgeholt wurden.

 

Ich selber brauchte ungefähr eine Woche bis ich das Gefühl hatte, ich bin wieder komplett zusammengesetzt, alle meine Seelenanteile haben mich gefunden.

 

 


vor der Kathedrale

 


Küstenweg - camino dela costa


mein Bettplatz in Pamplona


Regen und Schlamm


der Paul


Wassertaxi


Treppen nach oben


frisches Wasser


Blick auf Bilbao


am Strand


Strandlauf


Einzelbett


Wegbegleiter


das Ende der Welt bei Km 0,0


... auch ein Schlafplatz


Herberge in Santiago


Kathedrale in Santiago de Compostela


Blick auf das Ende der Welt